Samstag, 17. Mai 2025

Die heitere Bullshit-Parade: Haarschmuck IV

Fashion victims


Innerhalb des Langhaarkosmos gibt es immer wieder Trends - der neuste Dutt, eine neue funky Waschmethode (Roggenschmalz anyone?), irgendwelche neuen Wunderprodukte und natürlich auch Haarschmuck.

Nichts spricht dagegen, sich den Dutt nachzubauen, sich aus Kräutern und ätherischen Ölen Kosmetika zu brauen, den supidupi Wunderbalsam mal zu googeln (und ggfs auszuprobieren) oder sich beispielsweise einen Flachstab zu kaufen, so er denn gefällt.

Blöd wirds nur, wenn man den Stab nur deshalb kauft, weil alle ihn haben, oder weil XY, die man ja so toll findet und die so schöne Haare hat, sagt, dass sie ihren Flachstab mehr liebt als ihr linkes Bein. Nur hat XY etwa 3m lange, oberschenkeldicke Haare und wird von Mama und Papa finanziert, während Du völlig normale 2aMii-Haare in Schulterlänge und einen Minijob hast.

Oder man sieht bei Forenbeauty ABC immer so tolle vampireske Steckkämme - hui, ein Goth-Träumchen! Will auch! Ungeachtet der Tatsache, dass ABC ihren Stiefel komplett durchziehen kann, da sie ihr Geld als Alternative Model und Content Createrin verdient und dank unverwüstlichen Selbstbewusstsein auch in kompletter Korsettage und Reifrock bei Aldi Klopapier kauft, während man selbst Lehrerin für Handarbeiten und Religion (evangelisch) ist und vollständige Eskalation bedeutet, sich die Fußnägel lila zu lackieren.


Montag, 12. Mai 2025

Die heitere Bullshit-Parade: Haarschmuck III

 Viel hilft viel!

Oder: Gotta catch 'em all!


Viele Menschen sammeln gern - Eulen, Briefmarken, Porzellannippes... oder Haarschmuck. 


Vor allem Ficcare und SL wird in Foren fast schon manisch gesammelt, alte Ficcare oder OG Canoas gehen für teils irrsinnige Preise weg.

Dagegen ist auch erstmal nichts zu sagen, wenn die Haarschmucksammlung 1. ein mehr oder weniger eigenständiges Hobby ist, 2. sich irgendwie ein roter Faden erkennen lässt undoder 3. tatsächlich der Großteil des Hortes auch benutzt wird.

Leider verselbstständigt sich die Sammelwut gelegentlich, und plötzlich hat man dann einen Überseecontainer voller wild zusammengekauftem Haarschmuck, von denen jedes einzelne Teil zwar schön und wertig ist, aber 95% weder zu persönlichem Stil noch zum Schopf passt und daher als Schubladenleiche vor sich hin schimmelt. 

Extrem ärgerlich, da die Stücke ja meist nicht ganz billig waren und man die 120 € für ein Teil, das man einmal für 15 Minuten und drei Fotos getragen hat, auch hätte verfressen können.


Was kann man nun gegen Sammelwut tun?

Mehrere Dinge:

▪︎ Ein monatliches Limit setzen.

▪︎ Zeitlich begrenzt einen totalen Kaufstopp setzen. Das reicht oft, um sich zu überlegen, ob man dieses Stück wirklich dringend "braucht" oder sich nur grade etwas Nettes gönnen möchte.

▪︎ Regelmäßig die Sammlung durchsortieren. Das schafft nicht nur einen guten Überblick, sondern man kann bei dieser Gelegenheit auch direkt Pflege- und Reparaturarbeiten durchführen und unpassende Teile aussortieren. 

▪︎ Unpassende Stücke tauschen oder verkaufen. Viele Foren haben Swapboards, auch Facebook hat ein Hairtoy Swapboard.


Eine gut geführte Schmucksammlung ist toll anzuschauen, aber sie ist auch teuer und braucht Platz und Pflege.

Und ehrlich: Ihr braucht keine 50 Haarstäbe, von denen 20 nicht so recht in der Länge passen, 5 einen doofen Topper haben, 3 zu kopflastig sind, 2 so teuer waren, dass Ihr Euch damit nur mit Personenschutz nach draußen traut, 5 nur gekauft wurden weil sie billig waren, 4 schon beim Schiefansehen kränkeln, 7 irgendwie eine blöde Farbe haben... und dann hat man/frau trotz einer stattlichen Sammlung mit vierstelligen Wert in Euro doch nur 4 Haarstäbe, die auch tatsächlich regelmäßig das Tageslicht sehen.


Dienstag, 6. Mai 2025

Die heitere Bullshit-Parade: Hasrschmuck II

 Heute: 

Was nix kostet ist auch nix


Jein. 

Es gibt vernünftige maschinell produzierte Ware zu akzeptablen Preisen (und Ficcare: vernünftige maschinell produzierte Ware zu absurden Preisen), und es gibt Handarbeit.

Gute Handarbeit hat ihren Preis, und da geht die Schere weit auseinander: einige Hersteller produzieren bewusst schlichte Modelle aus (relativ) preiswertem Material in immer den gleichen Grundformen und können so trotz verhältnismäßig kleinem Preis für schöne, recht hochwertige Dinge noch Gewinn machen, weil man weder irrsinnig hohe Einkaufskosten hat noch lange Arbeitszeiten berechnen muss (zum Beispiel Alpenlandkunst oder Dragomira, bon der ich mehrere schöne Stäbe besitze). Diese Schmuckstücke sind durchaus hochwertig und schön, aber halt, überspitzt gesagt, eher selten juwelenüberkrustet und ultrafiligran gearbeitet. Dafür aber solide, robuste Stücke für jeden Tag, die eigentlich jedes Langhaar haben sollte.

Andere arbeiten mit luxuriösem Material und/oder aufwändiger, und auch wenn es wahlweise in Portemonnaie oder Herz schmerzt, sind zum Beispiel SteinImBretts oder Jadedraches Preise durchaus gerechtfertigt; beide arbeiten als Kleinstunternehmen extrem arbeits- und zeitintensiv mit hochwertigen Materialien, haben eine individuelle Designhandschrift entwickelt, und die Stücke sind Unikate, haarschonend und solide gearbeitet. Muss man sowas haben? Nein, aber man kann ☝️ und das auch bitte ohne schlechtes Gewissen.

Professionelle Hersteller wie Senza Limiti und Kiehls Klunker haben oft beides im Sortiment, preiswerte Prêt-à-porter-Stücke und teure Haute-couture-Haarschmuck für Gutverdiener mit exquisitem Geschmack. 

Und dann gibt es ja, zum Beispiel bei Bijou Brigitte oder den Drogerien, auch immer mal wieder für kleines Geld maschinell gefertigte Stäbe oder Forken - und die sind qualitativ nicht unbedingt schlecht, nur weil sie für wenig Geld angeboten werden. Sie sind halt weder individuell noch aus edelen Materialien liebevoll hergestellt, sondern einfach ordentliche Fabrikware, ähnlich wie im Fünferpack gekaufte Socken. Das macht diese Stücke nicht zu schlechten Produkten.

Kurz: es ist durchaus möglich, eine hübsche, brauchbare Forke für unter 5 € zu kaufen, es ist aber auch gar kein Problem, eine hübsche, brauchbare Forke für 500+ € zu kaufen, sollten die Finanzen das hergeben. 

Samstag, 3. Mai 2025

Die heitere Bullshit-Parade: Haarschmuck I

Zu Blödsinnigkeiten beim Thema Haarschmuck lässt sich viel sagen, deswegen teile ich das in mehrere Posts auf; keine*r hat Bock, einen Monsterpost mit x Unterpunkten zu lesen, zumal yours truly zu Abschweifungen neigt.


Deswegen heute Folge 1:

Guten Haarschmuck gibt's nicht an jeder Ecke

Öh... doch. 

Zuallererst: haarschonender Haarschmuck sind nicht nur die geheiligten Reliquien jedes Langhasrforums, Stab und Forke, sondern auch Krebsspangen, Slides (zu denen ich auch Flexis zähle)], Ficcare- und Fakeare-Spangen, Steckkämme, Butterfly combs, Scrunchies und anständige Zopfgummis und so ziemlich alles andere, dass das Haar nicht quetscht.

Und grade bei den 0815-Haarschmückern lohnt es sich, beim nächsten Stadtbummel auch mal bei den Billigheimern (Tedi, kik, Action), Drogerieketten und Modeschmuckläden vorbeizuschauen.

Achtet bei Krebsen und Fakeares auf die Federn und auf Pressnähte (die kann man mit Dremel oder einer Nagelpolierfeile entschärfen, sollte das Teil ansonsten super sein).

Meine größte und liebste Krebsspange, genannt der Hummer, ist ein erstaunlich gut verarbeitetes Teil von Tedi; sie hat sage und schreibe 1 € gekostet, hat eine starke Feder, ein irrsinniges Fassungsvermögen und bislang auch grobmotorische Behandlung meinerseits überstanden. 

Grade Tedi hat von klein bis lecko mio! so ziemlich jede Größe, wenn auch nicht immer die extremeren Größen in den stylishsten Designs oder den aktuellen Modefarben. Tedi ist das Haarkrebs-Ulla Popken.

Wo Stabfreunde mit schmalem Portemonnaie fündig werden: Schreibwarengeschäfte und -abteilungen. Schaut nach Bleistiften mit Toppern und sleeken Kulis. Übrigens haben auch Müller und Thalia da eine recht gute Auswahl. 

Auch in den Drogerieketten gibt es neben den üblichen Verdächtigen (Krebse und Fakeares) öfters mal Steckkämmchen, "French pins", die eigentlich nur kleine Forken sind und aufgehübschte Haarnadeln mit Steinchen, Satinrosen oder Perlen oben. 

Als (Wieder-)Einsteiger*in ins Langhaarhobby könnt Ihr also problemlos auch ohne dicke Patte und ohne Internetkaufrausch ein paar schöne, haarschonende und praktische Schmuckstücke beim nächsten Stadtbummel besorgen und damit tolle Frisuren bauen.

Als bekennende Luxus-Prollette sage ich Euch ganz offen: Ich liebe schönen, hochwertigen Haarschmuck, aber selbst der traumhafteste Stab der Welt, geschmiedet aus Einhorntränen und Mondschein, macht Euren Dutt an sich weder schöner noch üppiger noch glänzender als wenn Ihr ihn mit dem ollen Bleistift hochnudelt, an dessen Ende der Hund gekaut hat - die Schönheit des Stabes per se ist nur zusätzliche Deko, in punkto Dutthaltbarkeit, Nützlichkeit, Haarschonung erfüllt sie keinen Zweck. 

Natürlich sollte man trotzdem Dinge kaufen, die einem auch optisch zusagen und am besten noch zu Eurem Kleidungsstil und Eurem Schopf passen - sonst tragt Ihr es eh nicht.

Bis man aber weiß, ob einem das Haarhobby zusagt und bis msn sich auf die Stecktechniken eingegroovt hat, kann man ruhig erstmal mit günstigeren Stücken üben - und sollte man Blut geleckt haben, kann man immer noch anfangen, die üblichen Verdächtigen anzuhäufen (meine Senza Limiti-Sammlung ist ein eigenes Nebenhobby, andere sammeln begeistert alte Ficcares).


Mittwoch, 20. November 2024

Die heitere Bullshit-Parade: Früher war alles besser, äääääh, länger

 Jeder Haarforumsuser weiß felsenfest, dass früher (TM) ALLE Frauen laaaaaaaange Haare hatten ☝️🤓


Stimmt das?

Eindeutig Jein.


Lange Zeit, zumindest von Frühmittelalter bis in die 1940er Jahre hinein, waren lange, gesunde und am besten noch dicke Haare ein Statussymbol - die waren das Zeichen dafür, dass ihre Besitzerin einigermaßen gesund und nicht allzu schlecht ernährt war, und dazu nich Zeit und Geld für deren Pflege und womöglich noch für Schmuck ausgeben konnte.


Wir reden hier von Zeiten, in denen man Gefangenen, Sklaven und (bis nach dem Zweiten Weltkrieg) "gefallenen Mädchen" den Kopf schur. 

Für einen modischen Bob musste frau schon cojones haben.


Auch wenn der Läuse- und Flohbefall zu arg wurde (der Menschenfloh ist mittlerweile aufgrund besser Hygiene praktisch ausgestorben), wurde oft die Schere angesetzt.


Und wer zu wenig Eigenhaar hatte, kaufte einer Bedürftigen deren Haar ab - in Les Miserables verkauft Fantine ihr Haar; selten war das keineswegs.


Ja, aber die viktorianischen Bilder von den Damen mit den bodenlangen Supermatten, wat is damit, hö???

Diese Frauen gab es, die Fotos sind echt. 

Aber: diese Frauen sind alle sehr gut gekleidet, dementsprechend eher nicht die überarbeitete Fabrikarbeiterin oder das verhuschte Dienstmädchen.

 Wohlhabend ist aber seinerzeit auch praktisch gleichbedeutend mit: diese Frau konnte sich regelmäßig satt essen, sie konnte zum Arzt gehen und hatte zur Haarpflege mit Sicherheit die Hilfe von Zofe oder Dienstmädchen.

 Zusätzlich waren Fotografien neu, aufwendig und teuer - die konnte sich nicht jeder leisten, und selbst wohlhabende Menschen haben sich nicht oft fotografieren lassen. 


Jetzt behält man überdies noch im Hinterkopf, dass es auch heute noch, in einem Zeitalter, in dem auch sozial schlechter gestellte Menschen Zugang zu einer ärztlichen Versorgung haben, von der die Viktorianerinnen nicht mal träumen konnten, sich auch Alte und Arme täglich satt essen können, jedes Haus und jede Wohnung warmes Wasser aus der Leitung hat und man für buchstäblich n bisschen Kleingeld ein anständiges Shampoo in jedem Laden bekommt, das auch heute noch in Langhaarforen nur ganz, ganz wenige User*innen solche Längen erreichen.

Einfach deshalb, weil extrem langes Haar ein genetischer Ausnahmefall ist.


Die Sutherland Sisters wurden nicht zu Stars, weil sie so tolle Sängerinnen waren, sondern weil die sieben Schwestern alle sehr, sehr langes, üppiges Haar hatten.


Kurz: diese Frauen waren schon damals Exotinnen, sozial besser gestellte, genetische Ausreißer; deswegen wurden sie fotografiert, als besonders begehrenswerte Ausnahmen von der Regel. Freakshow-Pinups.


Aberaberaber, voluminöse aufwendige Hochsteckfrisuren! Was sachste nu?

Auch das sind echte Bilder, und auch hier gibt's eine einfache Erklärung: diese Frisuren waren modern. 

 Und weil auch damals längst nicht jede modebewusste Dame ausreichend Eigenhaar dazu hatte, gab's in den Frauenzeitschriften jener Zeit neben der neusten Pariser oder Londoner Mode neben zahlreichen Haarwachstumswundermittelchen und hautaufhellender Seife auch ein breites Sortiment an speziellen Steckkämmen, vorbereiteten Haarteilen, Zöpfen, Tressen, Löckchen, Ponys, die Madame sich dazu kaufen konnte.

Glaubt Ihr mir nicht? Seht selbst: antiquepatternlibrary.com


Man kann diese Bilder so betrachten, wie sie von Zeitgenoss*innen betrachtet wurden: mit Staunen und einem gerüttelt Maß Neid, nicht als den Normalfall. 


Mittwoch, 13. November 2024

Die heitere Bullshit-Parade: Naturkosmetik ist das einzig Wahre

 Als ich 2007 zuerst in einem großen deutschen Langhaarforum aufgeschlagen bin, ging dessen Vorgängerforum grade ins Licht, und die ins neue Forum übergesiedelten User waren überwiegend miteinander bekannt und sprachen fließend Haarforum.

Als kompletter Blödi hat man sich nicht besonders wohl gefühlt (was nicht die Schuld der anderen User war, jedenfalls nicht komplett) und kaum ein Wort verstanden.


Der Konsens war damals: KK ist tödlich, Silikone des Teufels Achselschweiß, Henna steht jeder und jedem (hell no) und Honig-Ei-Shampoo ist das absolut Allergeilste für jeden Haartyp.

Gut, das war jetzt überspitzt. Allerdings gar nicht mal soooo stark.


Naturkosmetik oder NK ist Kosmetik aus naturbasierten Rohstoffen und schließt Dinge ein, die man zuhause selbst aus Leinsamen, Hüttenkäse, Lamakacke und Schwarztee zusammenrührt, die Handelsmarken von Drogerieketten und Discountern (zum Beispiel Alverde von dm), anno 2007 nur im Bioladen erhältliche Marken wie Sante und Urtekram und importierte Luxusmarken wie Aubrey Organics.


Generell sind die Produkte oft milder formuliert als KK (=konventionelle Kosmetik), die Waschstoffe sind milder und der Anteil an pflegenden Stoffen oft höher.


Das ist alles erstmal nicht schlecht und für Vielwäscher oder sehr empfindliche Personen eine gute Sache.


Wer selten wäscht oder meine extrem merkwürdige Hautchemie hat (ich kann Silber putzen, indem ich daran reibe), kann dabei folgende Probleme bekommen:

• Das für unangenehm viel Geld aus Amiland bestellte Shampoo ist zwar wunderhübsch verpackt und duftet sehr gut, schafft aber das Sebum nicht. Dafür legt es eine zusätzliche Lage Pflege in Form von Glycerin auf die fettig gebliebene Kopfhaut. Die Kopfhaut ist jetzt noch fettiger und als besonderen Bonus auch noch dank Glycerin supermatschig und klebrig, die Haare optisch schmutzig und klumpig. Hurra, 16 Euro plus Porto und Zoll um auf dem Kopf auszusehen, als wäre man obdachlos. 🤐

• Das sehr reformhausige Shampoo schlägt in der Flasche um. Sollte nicht passieren, ist es aber. Kann man das reklamieren? Ja, sollte man auch, da eventuell die ganze Charge verunreinigt ist. Ich wollte das Zeug aber eh nicht nachkaufen, weil für mich das Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmte. Also ab in die Tonne und weiter nach der eierlegenden Wollmilchsau gesucht. 

• Das aus Tee und Betain selbstzusammengepantsche Shampoo ist super, aber die Spinnradfiliale vor Ort, die den entscheidenden Inhaltsstoff verkauft, schließt. Betain müsste fortan teurer plus Porto online gekauft werden.

• Beim absolut fantastischen und in allen Haarforen zurecht geliebtem NK-Produkt verschlimmbessert der Hersteller die Rezeptur. 


In den späten Nullerjahren waren viele NK-Produkte schlicht so formuliert, dass sie für meinen Haar- und Kopfhauttyp 1. zu sanft reinigend und 2. zu pflegend (in Form von Glycerin) war. 

Das wusste ich seinerzeit nicht und habe ein mittleres Vermögen für ungeeignete Produkte ausgegeben, nur damit die Haare strähnig und schmuddelig aussahen.


Mittlerweile gibt es bei NK reichlich gute Formulierungen für alle Haar- und Kopfhauttypen, damals war NK in der Drogerie noch was ganz Exotisches.

👉 Glycerin ist by the way kein allgemein fieser Inhaltsstoff, im Gegenteil. Aber ebenso wie Protein kann Glycerin für manche Köpfe einfach zu viel des Guten sein.


Auch Experimente mit Honig-Ei-Shsmpoo, Apfelessigspülung oder Seifenshampoo nach Stefanie Faber waren nicht überzeugend, dafür aber wenigstens preiswert.

Nach einer Wäsche mit Ghassoul, feiner nordafriksnischer Heilerde, dachte ich, ich müsste die Haare abschneiden.


Ist NK also überschätzt und für die Tonne? 

Nein, NK ist eine feine Sache, mittlerweile mische ich bei Gekauftem NK und KK und rühre ab und an selbst eine Kur zusammen. Ebenso wie bei KK funktioniert einfach nicht jedes Produkt für jeden Kopf, und es lohnt sich immer, die Inhaltsstoffe durchzugehen und das Produkt dann eventuell auch, obwohl man die Marke kennt und mag, aufgrund der Rezeptur oder einiger spezieller Inhaltsstoffe wieder zurück ins Regal zu stellen.

Die Behauptung, NK wäre in jedem Fall das Beste, ist deswegen falsch. Das Gleiche gilt für KK.

Montag, 11. November 2024

Haarausfall II

 Nachdem ich im letzten Beitrag zum Thema erstmal - hoffentlich! - einige Leser*innen beruhigen konnte, geht's heute um Gründe für echten Haarausfall. 

Davon gibt es reichlich, und nicht alle lassen sich vermeiden.

⚠️ Ganz wichtig ist mir: wenn Ihr "richtigen" Haarausfall, also mehrmals 200 Haare hintereinander aus der Bürste zieht, dann geht bitte zuallererst zum Hausarzt zur Blutabnahme. HA ist keine eigene Krankheit, aber ein Symptom.

Mögliche Ursachen sind:

• Vererbung. Bei Männern häufiger, aber auch bei Frauen gar nicht so selten. In diesem Fall hat man leider die Arschkarte deluxe gezogen. 

• Hormonumstellung. Häufig bei Frauen nach Absetzen der Pille oder anderer hormonellen Verhütungsmethoden, nach einer Geburt, während und nach der Menopause. Nach Pille/Ring/Pflaster/bla absetzen oder der Geburt Eures Kindes (maseltov! 🥳) wird sich der HA hier irgendwann wieder von allein einrenken, trotzdem solltet Ihr ein Auge drauf haben und ggfs beim Gyn nachfragen.

• Menopause. Hier wird es spannend, und nicht unbedingt auf die spaßige Weise - wer Pech hat (wie meine Mutter), hat danach einen vollkommen neuen Haartyp undoder bedeutend weniger Keratin am Kopf als zu Teeniezeiten. Wenn keine Mangelerscheinungen hat (Arzt! Geht zum Arzt!) hat leider wenig Chancen auf Besserung. ABER! Wechseljahre sind gruselig und scheiße (Quelle: alle weiblichen Verwandten ü50), aber bei vielen Frauen normalisiert sich der Haarausfall wieder, das Ausgefallene wächst nach und der Haartyp bleibt. Kein Grund zur Panik, zumal frau eh nichts dran ändern kann.

• Mangelerscheinungen. Jeder Mangel kann HA zur Folge haben, Vitamin D- und Eisenmangel sind in der Gesamtbevölkerung nicht selten, quer durch alle Altersklassen, Lebensweisen und Geschlechter. Euer Hausarzt wird wissen, welche Werte erhoben werden müssen. Mängel können behoben werden, aber selten easypeasy mit einer Schachtel Tabletten mit Minzgeschmack - Ferritin (Eisen) in Tablettenform ist bekannt dafür, für Übelkeit zu sorgen. 

• Hauterkrankungen. Wer Neurodermitis, Psoriasis oä hat, kann auch Herde auf der Kopfhaut haben, die für Haarausfall sorgen. Einfacher zu behandeln sind Hautpilze - sollte sich die Kopfhaut ungut anfühlen, ohne das dafür ein anderer Grund (Blondierung, allergische Reaktion, Hautreizung durch zu scharfe Produkte, Sonnenbrand) oder seltsam riechen, ab zum Hautarzt. Hautpilze kann man sich überall holen, und sie sind nicht selten, also keine falsche Scham.

• Nervöse Tics und schlechte Angewohnheiten. Mich beruhigt es, an einem bestimmten Ohrpiercing zu zupfen, wenn ich nervös bis, andere zupfen unbewusst an den Haaren. Auf Dauer zieht man dabei eine anständige Menge raus. Auch ständiges Rumwühlen in den Haaren ist nicht das Gelbe vom Ei. Die Lösung ist langwierig: arbeitet an Eurer Stressbewältigung und Resilienz. Fürs erste hilft dabei vielleicht ein Fidgettoy. 

• Stress. Diffus, aber häufig. Was hilft? Ruhe bewahren und versuchen, sich in akut stressigen Situationen bei Bedarf Hilfe zu holen (kann die Kollegin, die seit 3 Stunden in der Nase puhlt die Akten sortieren, wenn ich nett frage? Kann ich das Kind zum Spielen zu Oma bringen und endlich zur Fußpflege gehen?)

• last but not least: falscher Umgang mit der Haarpracht. Zu strammes Frisieren zum Beispiel. Durch ständigen Zug an den Haarwurzeln gehen die Haare irgendwann aus, mit Pech dauerhaft. Harsches Bürsten kann die Kopfhaut verletzen, zu aggressives Hantieren mit Farbe, Blondierung, Dauerwelllösung oder Keratinglättung kann Haare ausfallen lassen. Faustregel: alles, was die Kopfhaut so richtig scheiße findet, kann dafür sorgen, dass Euch Haare ausgehen. Geht nett mit Eurer Kopfhaut um, benutzt eine gute Bürste, einen anständigen Kamm oder die Hände zum Entwirren und lasst Euch dazu die nötige Zeit - die berühmten 100 Bürstenstriche täglich sind überholt; entwirrt wird, bis man damit fertig ist, und das kann sehr viel mehr und sehr viel weniger als 100 Striche sein.