Mittwoch, 20. November 2024

Die heitere Bullshit-Parade: Früher war alles besser, äääääh, länger

 Jeder Haarforumsuser weiß felsenfest, dass früher (TM) ALLE Frauen laaaaaaaange Haare hatten ☝️🤓


Stimmt das?

Eindeutig Jein.


Lange Zeit, zumindest von Frühmittelalter bis in die 1940er Jahre hinein, waren lange, gesunde und am besten noch dicke Haare ein Statussymbol - die waren das Zeichen dafür, dass ihre Besitzerin einigermaßen gesund und nicht allzu schlecht ernährt war, und dazu nich Zeit und Geld für deren Pflege und womöglich noch für Schmuck ausgeben konnte.


Wir reden hier von Zeiten, in denen man Gefangenen, Sklaven und (bis nach dem Zweiten Weltkrieg) "gefallenen Mädchen" den Kopf schur. 

Für einen modischen Bob musste frau schon cojones haben.


Auch wenn der Läuse- und Flohbefall zu arg wurde (der Menschenfloh ist mittlerweile aufgrund besser Hygiene praktisch ausgestorben), wurde oft die Schere angesetzt.


Und wer zu wenig Eigenhaar hatte, kaufte einer Bedürftigen deren Haar ab - in Les Miserables verkauft Fantine ihr Haar; selten war das keineswegs.


Ja, aber die viktorianischen Bilder von den Damen mit den bodenlangen Supermatten, wat is damit, hö???

Diese Frauen gab es, die Fotos sind echt. 

Aber: diese Frauen sind alle sehr gut gekleidet, dementsprechend eher nicht die überarbeitete Fabrikarbeiterin oder das verhuschte Dienstmädchen.

 Wohlhabend ist aber seinerzeit auch praktisch gleichbedeutend mit: diese Frau konnte sich regelmäßig satt essen, sie konnte zum Arzt gehen und hatte zur Haarpflege mit Sicherheit die Hilfe von Zofe oder Dienstmädchen.

 Zusätzlich waren Fotografien neu, aufwendig und teuer - die konnte sich nicht jeder leisten, und selbst wohlhabende Menschen haben sich nicht oft fotografieren lassen. 


Jetzt behält man überdies noch im Hinterkopf, dass es auch heute noch, in einem Zeitalter, in dem auch sozial schlechter gestellte Menschen Zugang zu einer ärztlichen Versorgung haben, von der die Viktorianerinnen nicht mal träumen konnten, sich auch Alte und Arme täglich satt essen können, jedes Haus und jede Wohnung warmes Wasser aus der Leitung hat und man für buchstäblich n bisschen Kleingeld ein anständiges Shampoo in jedem Laden bekommt, das auch heute noch in Langhaarforen nur ganz, ganz wenige User*innen solche Längen erreichen.

Einfach deshalb, weil extrem langes Haar ein genetischer Ausnahmefall ist.


Die Sutherland Sisters wurden nicht zu Stars, weil sie so tolle Sängerinnen waren, sondern weil die sieben Schwestern alle sehr, sehr langes, üppiges Haar hatten.


Kurz: diese Frauen waren schon damals Exotinnen, sozial besser gestellte, genetische Ausreißer; deswegen wurden sie fotografiert, als besonders begehrenswerte Ausnahmen von der Regel. Freakshow-Pinups.


Aberaberaber, voluminöse aufwendige Hochsteckfrisuren! Was sachste nu?

Auch das sind echte Bilder, und auch hier gibt's eine einfache Erklärung: diese Frisuren waren modern. 

 Und weil auch damals längst nicht jede modebewusste Dame ausreichend Eigenhaar dazu hatte, gab's in den Frauenzeitschriften jener Zeit neben der neusten Pariser oder Londoner Mode neben zahlreichen Haarwachstumswundermittelchen und hautaufhellender Seife auch ein breites Sortiment an speziellen Steckkämmen, vorbereiteten Haarteilen, Zöpfen, Tressen, Löckchen, Ponys, die Madame sich dazu kaufen konnte.

Glaubt Ihr mir nicht? Seht selbst: antiquepatternlibrary.com


Man kann diese Bilder so betrachten, wie sie von Zeitgenoss*innen betrachtet wurden: mit Staunen und einem gerüttelt Maß Neid, nicht als den Normalfall. 


Mittwoch, 13. November 2024

Die heitere Bullshit-Parade: Naturkosmetik ist das einzig Wahre

 Als ich 2007 zuerst in einem großen deutschen Langhaarforum aufgeschlagen bin, ging dessen Vorgängerforum grade ins Licht, und die ins neue Forum übergesiedelten User waren überwiegend miteinander bekannt und sprachen fließend Haarforum.

Als kompletter Blödi hat man sich nicht besonders wohl gefühlt (was nicht die Schuld der anderen User war, jedenfalls nicht komplett) und kaum ein Wort verstanden.


Der Konsens war damals: KK ist tödlich, Silikone des Teufels Achselschweiß, Henna steht jeder und jedem (hell no) und Honig-Ei-Shampoo ist das absolut Allergeilste für jeden Haartyp.

Gut, das war jetzt überspitzt. Allerdings gar nicht mal soooo stark.


Naturkosmetik oder NK ist Kosmetik aus naturbasierten Rohstoffen und schließt Dinge ein, die man zuhause selbst aus Leinsamen, Hüttenkäse, Lamakacke und Schwarztee zusammenrührt, die Handelsmarken von Drogerieketten und Discountern (zum Beispiel Alverde von dm), anno 2007 nur im Bioladen erhältliche Marken wie Sante und Urtekram und importierte Luxusmarken wie Aubrey Organics.


Generell sind die Produkte oft milder formuliert als KK (=konventionelle Kosmetik), die Waschstoffe sind milder und der Anteil an pflegenden Stoffen oft höher.


Das ist alles erstmal nicht schlecht und für Vielwäscher oder sehr empfindliche Personen eine gute Sache.


Wer selten wäscht oder meine extrem merkwürdige Hautchemie hat (ich kann Silber putzen, indem ich daran reibe), kann dabei folgende Probleme bekommen:

• Das für unangenehm viel Geld aus Amiland bestellte Shampoo ist zwar wunderhübsch verpackt und duftet sehr gut, schafft aber das Sebum nicht. Dafür legt es eine zusätzliche Lage Pflege in Form von Glycerin auf die fettig gebliebene Kopfhaut. Die Kopfhaut ist jetzt noch fettiger und als besonderen Bonus auch noch dank Glycerin supermatschig und klebrig, die Haare optisch schmutzig und klumpig. Hurra, 16 Euro plus Porto und Zoll um auf dem Kopf auszusehen, als wäre man obdachlos. 🤐

• Das sehr reformhausige Shampoo schlägt in der Flasche um. Sollte nicht passieren, ist es aber. Kann man das reklamieren? Ja, sollte man auch, da eventuell die ganze Charge verunreinigt ist. Ich wollte das Zeug aber eh nicht nachkaufen, weil für mich das Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmte. Also ab in die Tonne und weiter nach der eierlegenden Wollmilchsau gesucht. 

• Das aus Tee und Betain selbstzusammengepantsche Shampoo ist super, aber die Spinnradfiliale vor Ort, die den entscheidenden Inhaltsstoff verkauft, schließt. Betain müsste fortan teurer plus Porto online gekauft werden.

• Beim absolut fantastischen und in allen Haarforen zurecht geliebtem NK-Produkt verschlimmbessert der Hersteller die Rezeptur. 


In den späten Nullerjahren waren viele NK-Produkte schlicht so formuliert, dass sie für meinen Haar- und Kopfhauttyp 1. zu sanft reinigend und 2. zu pflegend (in Form von Glycerin) war. 

Das wusste ich seinerzeit nicht und habe ein mittleres Vermögen für ungeeignete Produkte ausgegeben, nur damit die Haare strähnig und schmuddelig aussahen.


Mittlerweile gibt es bei NK reichlich gute Formulierungen für alle Haar- und Kopfhauttypen, damals war NK in der Drogerie noch was ganz Exotisches.

👉 Glycerin ist by the way kein allgemein fieser Inhaltsstoff, im Gegenteil. Aber ebenso wie Protein kann Glycerin für manche Köpfe einfach zu viel des Guten sein.


Auch Experimente mit Honig-Ei-Shsmpoo, Apfelessigspülung oder Seifenshampoo nach Stefanie Faber waren nicht überzeugend, dafür aber wenigstens preiswert.

Nach einer Wäsche mit Ghassoul, feiner nordafriksnischer Heilerde, dachte ich, ich müsste die Haare abschneiden.


Ist NK also überschätzt und für die Tonne? 

Nein, NK ist eine feine Sache, mittlerweile mische ich bei Gekauftem NK und KK und rühre ab und an selbst eine Kur zusammen. Ebenso wie bei KK funktioniert einfach nicht jedes Produkt für jeden Kopf, und es lohnt sich immer, die Inhaltsstoffe durchzugehen und das Produkt dann eventuell auch, obwohl man die Marke kennt und mag, aufgrund der Rezeptur oder einiger spezieller Inhaltsstoffe wieder zurück ins Regal zu stellen.

Die Behauptung, NK wäre in jedem Fall das Beste, ist deswegen falsch. Das Gleiche gilt für KK.

Montag, 11. November 2024

Haarausfall II

 Nachdem ich im letzten Beitrag zum Thema erstmal - hoffentlich! - einige Leser*innen beruhigen konnte, geht's heute um Gründe für echten Haarausfall. 

Davon gibt es reichlich, und nicht alle lassen sich vermeiden.

⚠️ Ganz wichtig ist mir: wenn Ihr "richtigen" Haarausfall, also mehrmals 200 Haare hintereinander aus der Bürste zieht, dann geht bitte zuallererst zum Hausarzt zur Blutabnahme. HA ist keine eigene Krankheit, aber ein Symptom.

Mögliche Ursachen sind:

• Vererbung. Bei Männern häufiger, aber auch bei Frauen gar nicht so selten. In diesem Fall hat man leider die Arschkarte deluxe gezogen. 

• Hormonumstellung. Häufig bei Frauen nach Absetzen der Pille oder anderer hormonellen Verhütungsmethoden, nach einer Geburt, während und nach der Menopause. Nach Pille/Ring/Pflaster/bla absetzen oder der Geburt Eures Kindes (maseltov! 🥳) wird sich der HA hier irgendwann wieder von allein einrenken, trotzdem solltet Ihr ein Auge drauf haben und ggfs beim Gyn nachfragen.

• Menopause. Hier wird es spannend, und nicht unbedingt auf die spaßige Weise - wer Pech hat (wie meine Mutter), hat danach einen vollkommen neuen Haartyp undoder bedeutend weniger Keratin am Kopf als zu Teeniezeiten. Wenn keine Mangelerscheinungen hat (Arzt! Geht zum Arzt!) hat leider wenig Chancen auf Besserung. ABER! Wechseljahre sind gruselig und scheiße (Quelle: alle weiblichen Verwandten ü50), aber bei vielen Frauen normalisiert sich der Haarausfall wieder, das Ausgefallene wächst nach und der Haartyp bleibt. Kein Grund zur Panik, zumal frau eh nichts dran ändern kann.

• Mangelerscheinungen. Jeder Mangel kann HA zur Folge haben, Vitamin D- und Eisenmangel sind in der Gesamtbevölkerung nicht selten, quer durch alle Altersklassen, Lebensweisen und Geschlechter. Euer Hausarzt wird wissen, welche Werte erhoben werden müssen. Mängel können behoben werden, aber selten easypeasy mit einer Schachtel Tabletten mit Minzgeschmack - Ferritin (Eisen) in Tablettenform ist bekannt dafür, für Übelkeit zu sorgen. 

• Hauterkrankungen. Wer Neurodermitis, Psoriasis oä hat, kann auch Herde auf der Kopfhaut haben, die für Haarausfall sorgen. Einfacher zu behandeln sind Hautpilze - sollte sich die Kopfhaut ungut anfühlen, ohne das dafür ein anderer Grund (Blondierung, allergische Reaktion, Hautreizung durch zu scharfe Produkte, Sonnenbrand) oder seltsam riechen, ab zum Hautarzt. Hautpilze kann man sich überall holen, und sie sind nicht selten, also keine falsche Scham.

• Nervöse Tics und schlechte Angewohnheiten. Mich beruhigt es, an einem bestimmten Ohrpiercing zu zupfen, wenn ich nervös bis, andere zupfen unbewusst an den Haaren. Auf Dauer zieht man dabei eine anständige Menge raus. Auch ständiges Rumwühlen in den Haaren ist nicht das Gelbe vom Ei. Die Lösung ist langwierig: arbeitet an Eurer Stressbewältigung und Resilienz. Fürs erste hilft dabei vielleicht ein Fidgettoy. 

• Stress. Diffus, aber häufig. Was hilft? Ruhe bewahren und versuchen, sich in akut stressigen Situationen bei Bedarf Hilfe zu holen (kann die Kollegin, die seit 3 Stunden in der Nase puhlt die Akten sortieren, wenn ich nett frage? Kann ich das Kind zum Spielen zu Oma bringen und endlich zur Fußpflege gehen?)

• last but not least: falscher Umgang mit der Haarpracht. Zu strammes Frisieren zum Beispiel. Durch ständigen Zug an den Haarwurzeln gehen die Haare irgendwann aus, mit Pech dauerhaft. Harsches Bürsten kann die Kopfhaut verletzen, zu aggressives Hantieren mit Farbe, Blondierung, Dauerwelllösung oder Keratinglättung kann Haare ausfallen lassen. Faustregel: alles, was die Kopfhaut so richtig scheiße findet, kann dafür sorgen, dass Euch Haare ausgehen. Geht nett mit Eurer Kopfhaut um, benutzt eine gute Bürste, einen anständigen Kamm oder die Hände zum Entwirren und lasst Euch dazu die nötige Zeit - die berühmten 100 Bürstenstriche täglich sind überholt; entwirrt wird, bis man damit fertig ist, und das kann sehr viel mehr und sehr viel weniger als 100 Striche sein.


Samstag, 9. November 2024

Herzlich willkommen zur heiteren Bullshit-Parade

 Ich dachte, es wäre vielleicht mal interessant, häufig gehörten, gesehenen und gelesenen Unfug aufzuzeigen, zu kommentieren und grade zu stellen.


Sind Haarforenmenschen, die unsere Bullshitparaden-Hits verbreiten, dumm, garstig oder bösartig? 

Nein, sind sie nicht. Die meisten sind nette, wohlmeinende Menschen.


Habe ich die Weisheit mit Löffeln gefressen und bin unfehlbar?

Nein, natürlich nicht. Aber so was von nicht.


Warum kreisen diese Unsinnsbehauptungen dann seit den Frühzeiten der Forenkultur herum?

Gruppendynamik, Abgrenzung (wir gegen die), ungefilterte Übernahme von Annahmen... und manchmal schaukelt sich so eine an sich harmlose Gruppe hoch und kippt ins Hysterische um.


Ich werde so nach und nach meine absoluten "Lieblinge" bearbeiten, und Ihr dürft mir gern darunter schreiben, warum ich vollkommen verkehrt liege, strunzdumm bin, mit der Friseurmafia unter einer Decke stecke und generell der Teufel in Menschengestalt 🥸

Haarausfall I

 Haarausfall oder HA ist nicht schön, aber weitverbreitet.

Wenn Ihr glaubt, dass Euch über Gebühr Haare ausfallen, bewahrt erstmal die Ruhe: 100 ausgefallene Haare am Tag sind vollkommen normal. 

Erst wenn ihr über mehrere Tage 200, also doppelt soviel, verliert, wird es kritisch.

Wichtiger Punkt, den ich selbst gern vergesse: wer, aus welchen Gründen aus immer (Locken, unfilzbare Drahthaare, keine Zeit oder Lust gehabt...) nicht täglich Haare bürstet oder eine wohlgeratene Flechtfrisur länger als einen Tag getragen hat, wird beim nächsten Durchstriegeln deutlich mehr als die normalen 100 am Tag finden - einfach deshalb, weil die ausgefallenen Haare der bürstfreien Tage noch mit drin hingen.

Deswegen wird man auch am Waschtag, egal mit welcher Methode, mehr ausgefallene Haare finden als sonst - was eh schon "umm" war, fällt einfach mit raus.

Das ist alles noch kein Grund zur Sorge, auch wenn das Büschel in Kamm oder Bürste grade bei sehr langen Haaren gruselig sein kann.


Montag, 16. Oktober 2023

Was zum F*** sind FEs oder der V-Cut?

 Heute geht es an das Styling/den Schnitt der Haarspitzen.


V-, U- und H-Cut beschrieben die Form, in die die Spitzen geschnitten wurden.

Der U-Cut ist mit einer sanften Bogenform, also in einer sehr flachen U-Form geschnitten. Das sieht bei offenen Haaren sehr hübsch und gepflegt aus, macht das Hochstecken durch den doch recht großen Umfang der Spitzen im Verhältnis zum allgemeinen ZU aber fummeliger, lies: man muss relativ viel Haar unterstopfen.
Hier lässt man sich am besten beim Schneiden helfen, da der U-Cut der schwierigste der selbstverpassten Haarschnitte ist.

Der V-Cut sieht aus wie ein V, läuft also nach unten hin spitz aus. 
Für Offenträger meistens nicht die erste Wahl, aber einfach hochzustecken: da die Spitzen durch den Schnitt im Verhältnis zum allgemeinen ZU dünn sind, lassen sie sich leichter verstauen.

Der H-Cut alias die abgehackte Kante ist der einfachste DIY-Haarschnitt. Die Optik beim Offentragen muss man mögen; zwar gepflegt, aber viel strenger und weniger dem Auge schmeichelnd als der harmonische U-Cut. Der H-Cut ist am schwierigsten zu frisieren.

Fairytale ends oder FEs sind natürlich wirkende Spitzen, die mehr oder weniger harmonisch nach unten hin ausdünnen. Sie können natürlich, märchenhaft und sehr schön aussehen, oder, bei schlechter Instandhaltung und Länge-um-jeden-Preis auch ungepflegt und abgefressen.
Den FE-Schnitt gibt es nicht; zwar muss auch hier ab und an zwecks Splissbekämpfung die Schere angesetzt werden, aber anschließend muss der frische Schnitt bei Bedarf wieder angepasst werden, damit die FEs wieder weich und natürlich aussehen.

Donnerstag, 12. Oktober 2023

1aCiii? HÄÄÄ?!

 Vielleicht habt Ihr Euch schon über diese merkwürdigen Kürzel in Haarforen gewundert.


Hier möchte ich einige erklären; das Kürzel oben beschreibt für Eingeweihte meinen Haartyp.


Die Nummern

1: nudelglatt (a) bis leicht wellig (c) - dieser Haartyp ist in Asien sehr verbreitet.
2: wellig, auch hier geht es von a (ganz leicht) bis c (sehr wellig)
3: lockig; das etablierte a- bis c-System greift auch hier.
4: kraus, hier beschreiben a-c den Durchmesser und Form der Locken; 4c ist sehr kraus, die Locken haben einen sehr kleinen Durchmesser. 4er-Typen sind bei Europäern sehr selten.

Mischtypen wie 1a/b oder 2c/3a sind eher die Regel als die Ausnahme; um Herbert Knebel zu zitieren: die Natur kennt keinen rechten Winkel.


Was bedeuten F, M und C?

Ganz einfach, wie zart oder drahtig das Einzelhaar ist.

 steht hierbei für Fine, also fein. 
Ein treffendes Wort, denn feines Haar kann zart wie Spinnweben, fein wie Seidenfäden, sein. 
Die Einzelhaare sind sehr dünn bis dünn und schwer zu sehen. 
Oft hat es wenig Volumen, fällt dafür besonders schön und seidig und ist sehr weich und schön anzufassen. 
Es gibt armdicke F-Mähnen, aber sie sind nicht die Norm.

M steht für Medium und ist der Normalfall, weder superseidig und wunderbar weich noch unverwüstlich und drahtig. 
M-Haar ist einigermaßen robust und fällt offen schön.

C ist Coarse, also grob ; das Einzelhaar ist dick und drahtig. 
C-Haar fällt nicht schön, neigt zum Abstehen und ist nicht kuschelig anzufassen, aber dafür robuster als F oder M. 
Wer extreme Längen anstrebt hat es mit C-Borsten einfacher als mit den anderen Haartypen.

Eine C-Mähne hat allerdings oft eher was von Ork goes Tussi als von Disney-Prinzessin (Quelle: C extrem in zeitweise Knielänge).

Gut, und wat is mit die i/ii/iiis?

Diese beschreiben den Umfang.

Warum i? 
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung und finde die i-Typisierung problematisch.

i: ein Zopfumfang unter 5 cm.
ii: Zopfumfang 5-10 cm
iii: Zopfumfang ab 10 cm aufwärts.

So, und nun, warum ich kein Fan davon bin und Haartypen kein Garant für besonders traumhafte Haare sind:
1. i wird in Haarforen als besonders dünn bemäkelt; ich behaupte aber, dass i bis i/ii unter überwiegend mitteleuropäischen Gesellschaften eher die Norm als die Ausnahme ist. Südeuropäisch- und asiatischstämmige Personen haben oft etwas kräftigere Einzelhaare und dadurch etwas mehr auf der i-Klaviatur, Nordeuropäer im Schnitt etwas weniger als wir in Mitteleuropa.
2. Die Spanne bei ii ist zu schwammig; 5,5 cm sind nicht das Gleiche wie 9 cm, was Frisurenmachbarkeit und Haarschmuckgrößen angeht.
3. In Haarforen werden große Zopfumfänge (ZUs) oft abgefeiert, ohne dass die Haare besonders schön gepflegt oder frisiert sein müssen. Dutt-frisst-Kopf gilt dann als wunderschönes Statussymbol.
4. Die Gleichung "viel Umfang=viel schön".
Es gibt wunderschöne i-Mähnen und stumpfe, zottelige iii-Matten.
5. Haartyp, -menge und maximale Länge (Terminallänge, terminal length oder TL) sind genetisch bedingt. Auch die optimale Haarpflege macht aus natürlich vorgegebenem Fii kein Miii; allerdings können gute Pflege, allgemeine Gesundheit und Handling aus schäden- oder krankheitsbedingtem Haarausfall (HA) wieder das normale Volumen werden lassen.
Bei guter Pflege und gutem Handling scheinen die meisten in deutsch- und niederländischsprachigen Haarforen  zumindest die sogenannte klassische Länge erreichen zu können; platt gesagt sind das Haare bis komplett überm Arsch, feiner ausgedrückt reichen die Haare bis zur Sitzfalte zwischen Po und Oberschenkel. Superlange TL wie Knielänge und länger sind genauso selten wie "kurze", also Schulterlänge.
6. Es gibt keinen automatisch schönen oder hässlichen Haartyp. Es lässt sich viel durch gute Pflege und Styling rausholen.